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The Promised Neverland – Wie mich mich ein Manga zurück zum Medium brachte

Von
am
26. September 2019

Der Höhepunkt meiner Manga-Zeit ist lange her. Die letzten Titel, die ich aktiv gekauft (aber niemals zu Ende gebracht habe), waren Beck (ca. 2004 bis 2006) und Bakuman (2009). Seitdem habe ich immer wieder versucht mich für das Medium zu begeistern, aber nichts konnte meine Faszination erneut entzünden. Die meiste Leidenschaft für Manga habe ich vermutlich zu meiner Schulzeit verspürt. Regelmäßig erschienen Bände der Banzai! und ich las regelmäßig Slayers, Neon Genesis Evangelion und Dragon Ball. Auch mein Konsum von Anime wurde immer weniger – wobei dieser in den letzten Jahren mit Shokugeki no Soma, Seven Deadly Sins und My Hero Academia einen zweiten Sommer erlebt. Und auch wenn ich all diese Serien genieße (und Shokugeki no Soma vermutlich nah rankommt), schafft es nichts mich so zu fesseln, wie es einst mein Lieblings-Manga aller Zeiten getan hat: Death Note.

Der Grund warum ich das alles erzähle ist zum einen, um klar zu machen, dass ich wirklich nicht damit gerechnet habe wie sehr mich The Promised Neverland packen würde. Noch weniger hätte ich erwartet wie sehr es mich, zumindest in den frühen Kapiteln, an meinen All-Time-Favorit Death Note erinnert. Da sich der Manga sehr über seine Wendungen und Mysterien definiert, werde ich diesen Text so Spoiler-frei halten, wie möglich. Es wird mir aber nicht möglich sein den frühen Twist der Geschichte komplett zu umschiffen. Ihr seid gewarnt.

Willkommen in Grace Field House

The Promised Neverland erzählt die Geschichte des Waisenhauses Grace Field House. Eine Einrichtung, in der mehrere Kinder unterschiedlicher Altersklassen mit ihrer „Mama“ leben. Der Fokus liegt dabei auf den drei ältesten: Dem Mädchen Emma und den Jungen Ray und Norman. Genau wie die restlichen Bewohner von Grace Field House erleben sie glückliche Tage. Sie können gemeinsam mit ihrer Waisenfamilie essen, spielen und lernen. All das, während sie vor etwaigen Gefahren geschützt werden. Ein großes Eisentor, und ein Zaun, soll die Kinder vor den Gefahren der Außenwelt schützen. Was genau sich dort befindet wissen sie nicht. Und bis sie von einer neuen Familie adoptiert werden, dürfen sie aus Sicherheitsgründen auch keinen Schritt aus dem großen Gelände des Waisenhauses machen.
Für die kleine Conny kommt endlich der Tag, an dem sich neue Adoptiveltern gefunden haben. Als sie mit „Mama“ am Abend zum Tor geführt wird, wo ihre neue Familie auf sie wartet, vergisst sie ihr liebstes Stofftier im Waisenhaus. Emma und Norman machen schleichen sich in die Nacht, um es ihr zu bringen, bevor sie das Gelände ganz verlassen hat. Was sie am Tor finden stellt ihr Leben auf den Kopf. Conny liegt blutend und leblos auf der Ladefläche eines Lastwagens. Sie wird nicht als Tochter zu neuen Eltern gegeben, sondern als Lebensmittellieferung in die Außenwelt verfrachtet, die von Monstern bevölkert ist. Grace Field House ist ein Bauernhof, die Kinder das Vieh und „Mama“ die Zuchtaufsicht. Emma und Norman sind sich einig: Sie müssen fliehen.

Kampf der Geister

Was The Promised Neverland so von anderen Shonen Manga abhebt, ist seine Differenz in der körperlichen Kraft von Protagonisten und ihren Kontrahenten. Emma, Ray und Norman sind Kinder. Selbst wenn man von der Bedrohung durch übernatürliche Monster absieht – selbst „Mama“ ist ihnen körperlich überlegen. Erwachsene sind ihnen jederzeit überlegen. Dies führt dazu, dass die Kinder durch ihren Intellekt den Kampf gewinnen müssen. Was in den ersten Kapiteln folgt ist ein psychologischer Krieg zwischen Emma, Norman, Ray und „Mama“. Beide Seiten wissen um die Ziele ihres Feindes und müssen versuchen die Oberhand zu gewinnen, ohne sich etwas anmerken zu lassen.

Und diese Prämisse war es, die mich dazu gebracht hat die ersten Bände der Serie regelrecht zu verschlingen. Es hat sich so angefühlt, als würde ich zum ersten Mal Death Note lesen. Die Art wie sich die Kontrahenten versuchen auszuspielen und dem Gegner immer einen Schritt voraus zu sein. Die Anspannung beim Umblättern und das Gefühl von echter Gefahr, die über den Helden der Geschichte schwebt.

Es ist allerdings wichtig zu erwähnen, dass The Promised Neverland diesen Pfad nicht ewig geht. Nach den ersten vier Bänden gibt es einen Wandel im Handlungsstrang, das den Fokus von diesem Kampf der Geister entfernt. Was der Manga dabei allerdings nie verliert ist sein Fokus auf dem Überlebenswillen der Kinder und dem stetigen Gefühl ihrer Unterlegenheit, das sie nur mit ihrem Verstand entgehen können.

Die Liebe zum kampflosen Konflikt

Etwas, das The Promised Neverland damit geschafft hat, ist mir zu zeigen, was ich damals so an Manga geliebt habe: Die Kreativität vieler Mangaka Konflikt in etwas auszudrücken, was nicht nur körperliche Auseinandersetzungen sind. Alle Serien, die mir in meiner Lebenszeit gefallen haben, waren klassischen Shonen „Battle“ Manga, die aber selten auf körperlichem Kräftemessen basierten. Stattdessen genoss ich den Kampf des Intellekts in Death Note, den Wettbewerb eines Strategiespiels in Hikaru no Go oder die schweißtreibende Welt der Profi-Köche in Shokugeki no Soma. Ich hatte vergessen wie sehr ich diese Art von Geschichten genossen habe. Jahrelang ging ich einfach davon aus, dass Manga und Anime „einfach nichts mehr für mich“ sind. Aber ich lag falsch. Ich habe nur übersehen was mir tatsächlich so sehr an dem Medium gefallen hat. Nun bin ich motiviert die Augen nach dem nächsten Manga offen zu halten, der mir einen interessanten Twist zum regulären Battle-Manga bietet. Oder es wird doch einmal Zeit Hikaru no Go zu Ende zu lesen. Allein der Wunsch wieder das Medium erleben zu wollen, macht mir Momentan sehr viel Freude. Danke dafür, The Promised Neverland.

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PRINNY
MÜNCHEN, DEUTSCHLAND

Mein Name ist Matthias Regge aka. Prinny. Ich schreibe über Videospiele und bizarre Dinge, die sich in meinem Kopf abspielen.

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